Hass auf Hitler

Die Ritchie Boys

Autoren: Christian Bauer. Ohne genre - ARD - 2004 - 45 min

Der Film „Die Ritchie Boys“ erzählt die Geschichte einer geheimen Einheit der US-Army während des zweiten Weltkriegs. Sie bestand vorwiegend aus jungen Deutschen, nicht wenige von ihnen Juden, die nach ihrer Flucht vor den Nazis in Amerika eine neue Heimat gefunden hatten. In Camp Ritchie, Maryland durchliefen sie in ein rigoroses Trainingsprogramm, das sie auf ihren Einsatz in Europa vorbereitete. Die braunen Machthaber hatten sie vertrieben und ihre Familien ermordet. Sie wollten als Sieger in die alte Heimat zurück kehren.
Zu den Männern, die in Camp Ritchie ausgebildet wurden, gehörten so bekannte Namen wie der Journalist und Bestseller-Autor Hans Habe, Klaus Mann, Sohn von Thomas Mann, der Schriftsteller Stefan Heym, der Prager Regisseur Hanus Burger, oder David Robert Seymour, Mitbegründer der Fotoagentur Magnum.
Bei Eintritt der USA in den Krieg wurden die Ritchie Boys, wie sie sich mit Stolz nannten, zu einer entscheidenden Waffe: Denn niemand kannte den Feind, seine psychologische Befindlichkeit und seine Sprache besser als sie. In Camp Ritchie entwickelten sie die Konzepte der modernen psychologischen Kriegsführung für das Zeitalter der Massenmedien. Ihre Aufgabe: den Gegner auszuforschen, zu verunsichern, zu demoralisieren und schließlich zur Kapitulation zu bringen.

Vom D-Day am 6.Juni 1944 an in vorderster Front dabei, lieferten die Ritchie-Teams den alliierten Truppen wichtige Informationen und sorgten in offenen und verdeckten Aktionen dafür, dass der Widerstandsgeist des Gegners Stück für Stück gebrochen wurde.
Sie verhörten systematisch Gefangene und Überläufer, sammelten Informationen über Truppenstärke, Truppenbewegungen und die psychologische Situation des Gegners. Sie entwarfen Flugblätter, die hinter den feindlichen Linien abgeworfen wurden. Sie druckten falsche deutsche Zeitungen, und wandten sich in Radiosendungen an die deutsche Bevölkerung. Sie fuhren mit Lautsprecherwägen in die Kampfzone und forderten unter Beschuss die deutschen Soldaten zur Kapitulation auf.
Die Erfindungsgabe und der Einsatz der Ritchie Boys verkürzten den Krieg in Europa und retteten vielen Soldaten auf beiden Seiten das Leben. Sie waren aber auch bei der Öffnung der Konzentrationslager dabei - und als Experten und Dolmetscher bei den Nürnberger Prozessen.

Viele der Ritchie Boys erlebten nach dem Krieg große Karrieren in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. Der Krieg war für sie oft nur eine kurze, und in vielen Fällen nicht einmal die entscheidendste Phase in ihrem Leben. So hatten sie auch kein Interesse an Veteranenverbänden oder Wiedersehensfeiern. Die Ritchie Boys waren Individualisten im besten Sinne.
Es überrascht, dass ihre Geschichte bis heute nicht die ihr gebührende Aufmerksamkeit gefunden hat, dass es keine Filme und Bücher über ihren Kampf gibt. Ihr Einsatz an der Front und der langfristige Einfluss ihrer Arbeit auf die amerikanische Militärtaktik und -propaganda wurden totgeschwiegen und vergessen.
Unser Film „Die Ritchie Boys“ soll die Geschichte des Kampfes und Heldentums dieser Männer zwischen zwei Vaterländern erzählen und für die Zukunft bewahren. „Mit all meinem Können und Wissen stand ich ein für eine gerechte Sache.“ sagt ein Ritchie Boy heute, „Wir waren Kreuzritter, voll der Überzeugung, im Kampf für das Gute gegen das Böse auf der richtigen Seite zu stehen.“