Feuer im Eis

Teil 1: Die Jäger des Mammuts Teil 2: Der letzte Neandertaler

Autoren: Hannes Schuler, Manfred Baur. Ohne genre - ZDF / Arte / SBS Australia - 1998 - 2 x 52 min

Teil 1
Die Jäger des Mammuts

Eine Gruppe von Jägern schleicht sich vorsichtig an. Doch die Beute ist wachsam. Die Mammutherde gerät in Aufruhr. Trotzdem gelingt es den erfahrenen Neandertalern, ein Tier zu isolieren und einen Abgrund hinunterzudrängen. So oder so ähnlich könnte sich eine Jagdszene vor 200.000 Jahren im eiszeitlichen Europa abgespielt haben. Für den Zweiteiler „Feuer im Eis“ erweckt der Computer Neandertaler und Mammut eindrucksvoll wieder zum Leben. In der aufwendig produzierten Dokumentation wird eine Technik angewendet, die ansonsten dem Spielfilm vorbehalten ist. Wie in Steven Spielbergs legendären Jurassic Park agieren Schauspieler und computeranimierte Wesen miteinander und erlauben dem Zuschauer einen realistischen Einblick in die Welt des Neandertalers.

Lange galt der Neandertaler als tumber Höhlenmensch mit Keule und Ganzkörperbehaarung. Auch schlechte Eßgewohnheiten wurden ihm nachgesagt, wie zum Beispiel eine Vorliebe für das Hirn seiner Mitmenschen. Erst seit einigen Jahren kommen Forscher aus aller Welt mehr und mehr zu dem Ergebnis, daß der langarmige Unhold tatsächlich ein begnadeter Überlebenskünstler mit vielfältigen Talenten und hochentwickelter Sozialstruktur war.

Über 220.000 Jahre trotzte er allen Widrigkeiten der Eiszeit und besiedelte nahezu ganz Europa und Westasien, von Wales im Nordwesten bis Gibraltar im Südwesten und von Moskau bis Usbekistan im Osten. Auch in Israel und im Irak lebte der ungeliebte Vetter - vermutlich sogar in schöner Eintracht mit unseren eigenen Vorfahren.

Im ersten Teil der zweiteiligen Dokumentation „Feuer im Eis“ zeigen die Autoren Manfred Baur und Hannes Schuler, wie sich Wissenschaftler bemühen, dem vorhandenen Knochenmaterial neue Hinweise auf Aussehen und Lebensweise des Neandertalers zu entreißen. Auch der Einsatz modernster Computertechnologie und die Untersuchung von Eisbohrkernen aus Grönland erlauben interessante Spekulationen darüber, wer er tatsächlich war, dieser Neandertaler.

Teil II
Der letzte Neandertaler

Krieg vor 40.000 Jahren: Wilde Horden einfallender Invasoren der Spezies „Homo sapiens“ metzeln die ortsansässigen Neandertaler mit Hilfe ihrer überlegenen Waffen in großer Zahl nieder. So düster sehen heute nur noch wenige Außenseiter des Wissenschaftsbetriebes die Rolle, die unsere Vorfahren in der Geschichte des Neandertalers spielten. Trotzdem bleibt der Fakt, daß die „Kinder der Eiszeit“ in einer Zeitspanne von nur 10.000 Jahren nachdem die ersten modernen Menschen Europa betreten hatten, ohne erkennbaren Grund verschwanden, nachdem sie sich zuvor 220.000 Jahre so erfolgreich gegen alle Widrigkeiten der Eiszeit behauptet hatten.

Starb der Neandertaler aus, weil der neue Mensch aus Afrika ihm die spärlichen Ressourcen des eiszeitlichen Europas streitig machte? Welche Überlebensvorteile hatte der Newcomer aus dem Süden überhaupt gegen den alteingesessenen Neandertaler? Machten ihn seine Kulturleistungen zum Sieger gegenüber dem weniger weit entwickelten Eiszeitmenschen? Was aber, wenn auch der Neandertaler bereits über eine ausgereifte Kultur verfügt hatte?

Vermischten sich die beiden Menschentypen womöglich miteinander? Gehört der Neandertaler also zu unseren direkten Vorfahren? Anatomische Vergleiche und Genanalysen aus neuerer Zeit scheinen dies zu widerlegen. Und doch: Ist es denkbar, daß eine Menschenart , die vor 40.000 Jahren den Lebensraum unserer Vorfahren teilte und ihnen so ähnlich war, tatsächlich ausstarb, ohne Spuren zu hinterlassen.

Im zweiten Teil der Dokumentation „Feuer im Eis“ versuchen die Autoren Manfred Baur und Hannes Schuler, Licht in das Dunkeln um das geheimnisvolle Verschwinden des Neandertalers zu bringen. Ihre Spurensuche führt sie unter anderem zu neueren Grabungen nach Israel, wo Neandertaler und moderner Mensch vermutlich am längsten den gleichen Lebensraum teilten. Wissenschaftler von Weltrang wie Ofer Bar-Yosef, Yoel Rak und Erik Trinkaus erläutern ihre Überlegungen zum Untergang der Neandertaler.